Alles fing mit Halsweh an, aber schließlich war ich ja am Tag davor drei Stunden in der Lobau unterwegs und das bei nur 5° C, das ist sicherlich dem zuzuordnen, dachte ich im ersten Moment. Trotzdem habe ich am nächsten Tag in der Früh, an einem Sonntag, einen Gurgeltest gemacht und bei der nächsten Tankstelle abgegeben. Das sonntägliche Schwimmtraining habe ich sicherheitshalber ausfallen lassen. Dafür habe ich am Rückweg einen etwas längeren Spaziergang in den ersten Sonnenstrahlen genossen. Den Tag habe ich dann ruhig auf der Loggia verbracht, mit einem Kaffee und einigen Zeitschriften, die ich schon länger lesen wollte.
Am Montag in der Früh dann der Schock: Covid-19 positiv. Es hat nun also auch mich erwischt – nach 2 Jahren Pandemie. Aber ich war doch so vorsichtig, in der Arbeit immer FFP2 Maske getragen, kaum soziale Kontakte gepflegt und auch keine Events besucht … Der erste Gedanke: Oh nein, wer übernimmt meine Dienste – also habe ich eine meiner Kolleginnen kontaktiert, die auch gleich den Montag übernommen hat und sich darum gekümmert hat, dass die Woche gecovert wird. Ein Anruf beim Hausarzt bestätigte die weitere Vorgehensweise, eine Krankmeldung aufgrund des Absonderungsbescheids war nicht notwendig.
Täglich in der Früh absolvierte ich – wie auch schon über das letzte Jahr – eine HRV-Messung über meinen Vitalmonitor, der unter anderem Infos über den Stresslevel, die Regeneration, den Puls sowie Empfehlungen bezüglich der Intensität bei sportlicher Aktivität gibt. Die Werte waren frustrierend: Stress bei 70%, Ruhepuls um 10 Schläge höher als normal, Regeneration bei „erschöpft“, also als Empfehlung KEIN Sport.
Nun hieß es also, die Situation anzunehmen: gut auf mich zu achten; ich schlief länger, ging aber auch früher schlafen, weil es der Körper einerseits brauchte und andererseits der Tag seeehr lange werden kann, wenn man nicht an die frische Luft darf. Ich versuchte, meinen Alltag trotzdem zu strukturieren. Morgendusche, ein gutes Frühstück, eine Kleinigkeit kochen, am Nachmittag einen Kaffee – zum Glück hatte ich keinen Geschmacksverlust 😉 Dazwischen war Fernsehen angesagt, auch nett, wieder einmal Serien schauen zu können …
Ernüchternd in dem Zusammenhang waren die Werte, die meine Smart-Watch jeden Tag angezeigt hat: nur 500 bis max. 1000 Schritte am Tag sowie zwischen 30 und 50 Kalorien verbrannt!!!
In den nächsten Tagen kamen zu den Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Reizhusten sowie Muskel- und Gliederschmerzen hinzu. Erst mit Abklingen einiger Symptome haben sich nach einer Woche die Werte etwas gebessert.
Allerdings kam durch die anhaltenden Symptome ein Freitesten nicht in Frage – trotzdem machte ich am darauffolgenden Sonntag einen Gurgeltest und wie angenommen: noch immer positiv und ein CT-Wert von gerade einmal 21. Das hieß also für mich, die ganze 10-tägige Quarantäne abzusitzen.
Obwohl ich in der Sportordination täglich mit Covid-19 Erkrankten zu tun habe und sie auch berate, was zu tun ist bzw. wo es etwas Geduld braucht, ist es noch einmal etwas Anderes, wenn es einen selbst erwischt.
In den letzten 1,5 Wochen kamen gemischte Gefühle hoch:
– Angst, dass ich meinen Partner anstecke und er vielleicht einen nicht so milden Verlauf hat
– ein schlechtes Gewissen, dass meine Kolleginnen so lange für mich einspringen müssen
– Dankbarkeit, dass es mich nicht so schlimm erwischt hat
– das Gefühl der Sicherheit, dass ich medizinisch gut beraten bin durch meine KollegInnen in der Sportordination
– das Gefühl, Rückhalt zu erfahren von meinem Partner, meinen KollegInnen sowie meinen Chefs – vor allem war es schön, dass jeden Tag zumindest einer aus dem Team sich bei mir gemeldet hat und nachgefragt hat, wie es mir geht.
Was ich für mich mitnehme: Man wird wieder demütiger, erfreut sich an den Kleinigkeiten, wie einen Kaffee in der Sonne auf der Loggia trinken zu können, ist froh, wieder gesund zu sein. Auf jeden Fall freue ich mich schon, wieder einen Spaziergang machen zu können, wieder Arbeiten gehen zu können, meine KollegInnen wiederzusehen, …
In den nächsten Wochen ist für mich noch Geduld angesagt: einerseits mit Spaziergängen wieder körperlich in Bewegung zu kommen und andererseits einen medizinischen Check-up (erweitertes Blutbild, Lungenröntgen, Belastungs-EKG mit Laktatmessung) durchzuführen, um meinen Status-quo zu erhebn. – Gut zu wissen, dass ich bei uns in der Sportordination gut aufgehoben bin.